" Der Rosenkavalier " von Richard Strauss:

Was geschieht: Alternde verheiratete Fürstin schickt Ihren jugendlichen Liebhaber als Brautwerber ( "Rosenkavalier", wie unter Adeligen üblich) im Auftrag eines zwar adeligen, aber armen und unflätigen Verwandten ins Haus der Braut, in die sich der Jüngling erwartungsgemäß verliebt und durch eine komödiantische Farce schließlich selbst gewinnt.

Eine alltägliche, fast banale Geschichte und darum so zeitlos, allerdings meisterhaft in Theater-Komödie gesetzt von Hoffmannsthal, Strauss`s Seelenverwandtem - Motto: "die Liebe liebt das wandern..".und ein Komödie allein bliebe es - wenn da nicht diese Musik wäre:

Aussagekräftiger als jedes Psychogramm bringt sie jedes gespielte Gefühl zu Gehör . Sie ist einfach eine akustische Vergewaltigung, die Spuren in jedem hinterläßt, der sie hörte... aber man muß manchmal die Menschen zu ihrem Glück und seelischen Fortschritt zwingen- und dieser Zwang ist reinster Genuß.

Strauss's Harmonik ist sowieso wie kaum eine geeignet, aufzuwühlen, was ohnehin überholt ist, bereinigt gehört und Tränen der Freude , Trauer oder Rührung fließen zu lassen, wo vorher nur Erstarrung und Schock war - Therapie per Theater/ Opernkarte!
Ein Stück Musik, das rein technisch auch zum schwierigsten gehört, was je geschrieben wurde. Es verlangt den Interpreten alles ab, und , meisterlich dann gespielt, hört es sich an wie  ...nichts, wie verspielt, ein komödiantischer Spaß ohnegleichen ! So wie alles wirklich geniale letztlich leicht und spielerisch erscheint. Was kann man da noch homöopathisch deuten..?! Eben das: die Perfektion des Banalen, die vollendete Ästhetik - ein Prozess, den man nicht einmal merkt, sondern einfach als selbstverständlich empfindet. 

 

Und die Handlung?

ALLE, wirklich alle Personen müssen jeweils Abschied nehmen von ihren Vorstellungen, Erwartungen, Meinungen und auch Menschen.Wandlung en gros und auch en Detail: am Schluß ist jeder entweder allein -
Ochs, Marschallin, Faninal) oder in einer neuen Beziehung (Sofie,Oktavian).

Veränderung, Abschied. Entsagung im großen Stil durch die Marschallin, Entsagung ohne Manieren beim Ochs, dem blamierten Bräutigam.

Himmelhochjauchzend : "ist ein Traum, kann nicht wirklich sein.." bis zu Tode betrübt:"..sie haben dich mir ausgetauscht..!"  Die ganze Spannbreite menschlicher Empfindungen, komprimiert in die Essenz einiger Stunden Musik mit einer Handlung voller Nebensächlichkeiten und Wiedersprüchen bis zum Schluß-"Schnörkel", dem scheinbar überflüssigen: der kleine Mohr, der triumphierend das verlorene Taschentuch der Braut findet und ihr unter gipflenden Schlußakkorden nachhüpft - dem Publikum ein erleichterndes Auflachen entlockt, dem Publikum, das doch gerade erschöpft und beseligt sufzen wollte.

Und das Ganze in Vollendung komponiert...und daher nur von Meistern zu spielen. Und dann  klingt es so leicht, wie alles wirklich geniale letztlich leicht aussieht..

mit einem Wort:  IGNATIA..

Und das ist bei Strauss kein Wunder - als ob er immer wieder ja fast ausschließlich Ignatia-Musik komponierte, vielleicht, ja sicher, sein Wesen.

Man fragt sich, woher er soviel über Frauen und die Liebe wußte, daß er 12 (zwölf!) Opern zum Thema Frauen damit füllte, und jede vollkommen anders...vielleicht, weil er einer der wenigen Künstler ist, denen eine sehr glückliche lebenslange Ehe beschieden war.