Was geschieht:
Von Spielleidenschaft des Familienoberhauptes ruinierte Grafenfamilie kann nur noch in Hotel residieren und nur eine der zwei Töchter standesgemäß präsentieren, zwecks möglichst baldiger gut dotierter Verheiratung. Die zweite Tochter bleibt als Hosenrolle versteckt, um allerlei Verkupplungs-Durcheinander zu stiften, zumal  sie in einen der schwesterlichen Verehrer selbst verliebt ist.

Nun ist aber diese Vorzeige-Tochter ausgemacht wählerisch: ist sie doch als innere
Brunhilde von der Liebe auf den ersten Blick überzeugt, und daß sie dann wisse, wer der richtige für sie sei, dem sie sich dann unterwerfe als ihrem Gebieter...einerseits ziemlich emanzisch, andererseits die blanke Steinzeit eben  eine wirkliche Frau.

Aus der Konstellation ergeben sich mannigfaltige Durcheinandereien, die als normales Theaterstück einfach banal wären. Die Musik jedoch erhebt diese so alltägliche Geschichte auf eine absolut gültige und für jeden Menschen bedeutsame Ebene, deren Rührseligkeit echte Berührung ist und keine Sentimentalität.

Natürlich behält Arabella am Ende recht, und trotz oder wegen aller familiären Verkupplungsversuche steht dann
der Richtige vor ihr, der sich nur aus Versehen in sie verliebte, als er dem Brief an seinen verstorbenen Onkel Arabellas Bild entnahm und sich prompt verknallte. Jener Onkel war von Arabellas Vater angeschrieben worden, um ihn via Porträt zum Heiratskandidaten zu delegieren. Und ausgerechnet dieser Unbekannte Neffe sah Arabella schon am gleichen Tag morgens so sonderbar an, daß sie es nicht vergaß...allerdings braucht es noch über 2 Stunden hinreißender Musik, daß sich alle passenden Paare zusammenfinden. Denn auch die verkleidete Schwester kriegt am Ende den ihrigen.

Trotzdem kann sie nicht anders: kurz vorm Finale trotzt sie noch fürchterlichster Kritik der Verleumdung mit den banalen Worten
die Wahrheit ist bei mir, ohne sich weiter zu äußern. Und sie riskiert den Richtigen tatsächlich, indem sie ihn einfach damit bis auf die Haut demütigt, um dann gnädig die Treppe herabzuschweben, ihm aufzuhelfen...und natürlich hat sie auch sonst das letzte Wort: nicht nur, daß  s i e  dann verkündet und so sind wir verlobt e r  soll  g l a u b e n  und von ihr verlangen, zu bleiben, wie sie sei...und sie:ich kann nicht anders werden, als ich  b i n Vorhang mit jubelndem In-DieArme-Fallen.



Was verkörpert nun die Arabella?

Sie will überwältigt werden, sie will sich unterwerfen können
er wird einfach dastehen, da vor mir, und keine Fragen werden sein.. Du sollst mein Gebieter sein und ich dir Untertan.. und ich will ihm gehorsam sein....also eine grundkonservative Haltung, die mit eindeutigen Positionen rechnen will mit klarer MACHT-VERTEILUNG. Trotzdem nicht ganz glaubwürdig: Dein Haus soll mein Haus sein.
Sie hat nämlich sonst gar keine Lust, zu heiraten! Sie fürchtet und zweifelt, ob nicht jener Unbekannte vielleicht ein verheirateter sei... Insoweit geht sie auch recht verächtlich mit all ihren Verehrern um, ja, sie tritt deren Gefühle geradezu mit Füßen, daß die jüngere Schwester sie bittet, dies zu lassen...trotzdem bleibt auch  e r  im Finale nicht davon verschont.


Also der VATER hat hier garnix zu melden. Und die Wahrsagerin der MUTTER auch nicht. Auch die kleine Schwester nicht
nur ER, der RICHTIGE, der entweder dastehen wird oder nicht...
Die Familie gilt ihr  n i c h t s. Kein Wunder: der Vater stellt nur fest,
immer eine halbe Stunde zu spät, als der RICHTIGE begeistert feststellt, daß da ein Engel (die Treppe) herabkommt

Homöopathisch heißt das:

Machtliebend, Verächtlich, Entfremdung von der Familie, stolz, herablassend gegenüber Kritik, immer zu spät, Ehrgeiz,  (ausschließlich der
Richtige)usw (Arabella)...


Und die andern Rollen:

feige, versteckt sich (die Schwester);
Spieler, unehrlich, verschwenderisch gegenüber andern (der Vater); abergläubisch (die Mutter, die zur Wahrsagerin geht);
Verehrung, Anbetungsvoll (Mandrika); usw.....


Na, welches Mittel hat Strauß hier verarbeitet?

Und das ganze mit seiner unglaublichen Ignatia-Musik,(die ewige Unentschlossenheit der Ton-Arten, was zu einem immer wieder unfassbaren und überirdischen Kaleidoskop seiner ganz persönlichen Harmonik führt), mit dem Komplemtär-Mittel also -! Da  m u ß t e  doch ein Meisterwerk herauskommen!

Das ist deshalb so interessant, als diese Oper das letzte gemeinsame Werk von Strauß und Hoffmannsthal war...Strauß selbst hat das Libretto noch geändert, der Autor selbst war damit noch gar nicht fertig, er nannte es als Novelle
Figuren zu einer ungeschriebenen Komödie was ja die Handlung  o h n e  die umwerfende und wahrhaft erhebende Musik auch geblieben wäre.

Auch eine Art
Machtkampf zwischen zwei Genien, die solange und soviel gemeinsam schufen..