Mein großer Lehrer Martin Stübler war es, der in einem unserer letzten Gespräche mit einer heiteren Bemerkung unversehens meine Kindererinnerungen wachrief: das Geheimnis, das "P", und meinen mit sechs Jahren geäußerten Berufswunsch, Schneiderin werden zu wollen...

Er nannte ein Arzneimittel "ein Kleidchen"..."welches Kleidchen würde unserm Patienten stehen"...und eine meiner dankbarsten Erinnerungen an ihn ist jener Tag, an dem er mich fragte, was für ein Kleidchen ich denn für ihn passend fände..., und als ich ihm sagte, daß ich das "Lycopodische Kleidchen" für ihn äußerst passend fände, lehnte er sich zustimmend lächelnd zurück und gestattete sich ein Schläfchen, während ich ihn von Baden bei Wien nach Augsburg nach Hause fuhr...

Ja, ich "schneidere" aus Einzelstücken (Symptomen) "Kleidchen" (Mittelbilder) - übrigens gibt es noch einen "handwerklichen" Vergleich unter den Homöopathen: Constantin Hering, einer der bemerkenswertesten Hahnemann-Schüler, pflegte angeblich betr. die Zahl der notwendigen Symptome zur Arzneimittelfindung zu sagen: "...auf drei Beinen steht ein Stuhl..." (Vielleicht wollte er als Kind Tischler werden?).

Wenn ich meinen Weg zur Homöopathie heute aus der Rückschau betrachte, konnte er garnicht anders sein. Wir haben eben den freien Willen, wann wir den uns bestimmten Weg freiwillig erkennen und gehen - auch wenn er zunächst als Umweg und Zickzack erscheint.